Du fotografierst deine erste Hochzeit und fragst dich, welche Blende in der Kirche die beste Wahl ist? Ich gebe dir im folgenden Beitrag einige Tipps, wie du entscheiden kannst, welche Blende in der Kirche für dich die richtige Einstellung ist.
Da Kirchen in der Regel eher dunkler sind, empfehle ich in der Kirche mit einer Blende von 2.8 oder geöffneter zu fotografieren, da du voraussichtlich eine Belichtungszeit von 1/160 oder schneller benötigst, um ohne Verwackler zu fotografieren. Wenn dein Objektiv keine Blende von 2.8 ermöglicht, solltest du in Betracht ziehen, ein lichtstärkeres Objektiv zu leihen oder zu kaufen.
Was bestimmt die Wahl der Blende in der Kirche?
Die Belichtung des Bildes wird durch die Blende, Belichtungszeit und deine Sensorempfindlichkeit (ISO) bestimmt. Hierzu gibt es im Internet, zum Beispiel auf gwegner.de, wirklich viele und hilfreiche Beträge, die dir die drei Faktoren ausreichend erklären. Da du nach Informationen suchst, welche Blende in der Kirche zu wählen ist, gehe ich davon aus, dass du bereits über Grundwissen verfügst.
Kriterien für die Wahl der Blende in der Kirche
Belichtungszeit
Ich habe für mich persönlich festgestellt, dass ich eine eher unruhige Hand habe. Entsprechend wähle ich in der Kirche bei einer Brennweite von 50 mm oder 35 mm immer eine Belichtungszeit von 1/160 bis 1/250.
Eine Belichtungszeit von 1/500 oder schneller ermöglicht die zuverlässige Fixierung von Bewegungen. Dadurch wird gewährleistet, dass schnelle Handbewegungen, wie klatschende Hände, ohne Bewegungsunschärfe festgehalten werden.
Für die Kirche sollte eine Belichtungszeit zwischen 1/160 und 1/250 ein guter Anfangswert sein.
ISO Wert
Durch meine Bildbearbeitung entferne ich digitales Korn, das bei einer zu hohen Lichtempfindlichkeit des Sensors entsteht, ein wenig. Gleichzeitig füge ich künstliches Korn hinzu, da sich mein Bildlook am analogen Bildlook orientiert und ich analoges Korn sehr gerne mag! Da ich mit einer Vollformatkamera fotografiere, sind auch Bilder mit hoher ISO sehr ansehnlich. Entsprechend lege ich nicht sehr viel Wert auf einer exakten ISO Einstellung. Ich würde daher in einer Kirche mit einem Wert von 800 starten und wenn es dunkel ist nach oben hin anpassen.
Blende
Die Wahl der Blende als gestalterisches Mittel ist für mich essenziell. Sie sorgt zum einen dafür, wie viel Licht auf den Sensor trifft und zum anderen, wie viel Tiefenschärfe das Bild hat.
Drei subjektive Faktoren für die Wahl der Blende in der Kirche:
- Wie nah oder wie fern bin ich vom Objekt entfernt?
Wenn ich sehr nah am Objekt stehe und gleichzeitig eine sehr offene Blende einstelle, wird nur ein geringer Teil des Bildes wirklich scharf, während der Rest in Unschärfe verschwindet. Je größer die Entfernung zum Objekt, desto größer die Schärfeebene.
Also Daumenregel (und ja, Regeln sind zum Brechen da):
– Nah am Objekt, Blende eher schließen.
– Weiter entfernt, Blende eher öffnen.
- Möchte ich den Look der Offenblende?
Eine weit geöffnete Blende sorgt dafür, dass alles, was nicht auf der Schärfeebene liegt, in extremer Unschärfe verschwindet. Das lenkt den Blick des Betrachters auf das Objekt. Außerdem werden aus Lichtern im unscharfen Hintergrund runde Bokeh Kreise, die ästhetisch aussehen können.
- Wie viel möchte ich mit einem Bild erzählen?
So schön der Offenblendelook ist, wenn es darum geht, in der Reportage mit einem Bild mehr zu erzählen, ist es sinnvoll, die Blende zu schließen, sodass Vorder-, Mittel- und Hintergrund im Fokus liegen. So kannst du zum Beispiel in Momenten, in der Pfarrer im Vordergrund seine Predigt hält, während dein Brautpaar im Hintergrund mit den Gästen Quatsch macht, beide Geschichten in einem Bild erzählen.
VERGLEICH BLENDE 8 UND BLENDE 2
Hier sind zwei Vergleichsbilder meiner Canon EOS 5D MK IV, aufgenommen mit der Fuji X100f bei Blende 8 und Blende 2. Peinlich, wie dreckig meine Kamera ist. Aber dadurch wird auch deutlich, dass du überlegen solltest, dass bei einer geschlossenen Blende sehr viele Details im Gesicht, wie Hautunreinheiten oder Falten sichtbar werden.
Blende 8
Blende 2.0
Welche Objektive nutze ich für Hochzeiten?
Unabhängig davon, welchen Abschnitt einer Hochzeit ich fotografiere – sei es die Trauung in der Kirche, das Getting Ready, den Empfang oder die abendliche Feier –, bleiben die entscheidenden Faktoren für die Wahl der Blende dieselben, wie ich sie zuvor erläutert habe. Damit ich bei der Gestaltung meiner Bilder so frei, wie möglich, entscheiden kann, sind meine Objektive sehr lichtstark und haben daher eine sehr große Offenblende.
Inzwischen habe ich meinen Kamerabody von der Canon 5D MK IV auf die Canon R5 umgestellt. Dabei mache ich Gebrauch von dem EF-EOS R Adapter, um meine bestehenden EF Objektive weiterhin effektiv nutzen zu können.
Canon EF 24 mm 1.4 L USM II
Das Canon EF 24 mm 1.4 L USM II ist mein absolutes Lieblingsobjektiv für die Party. Zusammen mit einem Blitz, der richtigen Blitztechnik und leicht abgeblendet, kann ich sehr nah an den Menschen fotografieren und ausgefallene und kreative Bilder erstellen.
Manchmal nutze ich das Objektiv auch für die Paarbilder. Der Look des Objektivs bei einer Blende von 1.4 ist wirklich superschön und das Bookeh sehr weich.
Wenn du das 24 mm für Paarbilder nutzt, solltest du allerdings beachten, dass das Objektiv am Rand stark verzerrt.
Canon RF 28 mm 2.8 STM
Das RF 28 mm 2.8 ist mein neustes Objektiv und mit einer Lichtstärke von gerade einmal 2.8, das „lichtschwächste“ Objektiv in meinem Fuhrpark.
Ich habe mir dieses Objektiv aus zwei Gründen gekauft und muss sagen, dass ich es bis jetzt nie bereut habe:
Das Objektiv ist ein Pancake Objektiv, dh. es ist extrem flach und leicht. Daher eignet es sich für die Begleitung langer Hochzeiten hervorragend.
Außerdem ist 28 mm eine der häufig genutzten Reportagebrennweiten. Man hat etwas mehr Bildinformation, wie bei einer 35 mm Brennweite und gleichzeitig verzerrt es nicht so stark, wie das 24 mm. Eine sehr flexible „in-between“ Brennweite.
Ein weiterer Bonuspunkt für mich ist, dass es sich um ein natives RF Objektiv handelt und ich auf den Adapter verzichten kann.
Sigma 35 mm 1.4 DG HSM Art
Das 35 mm von Sigma ist meine absolute Lieblingslinse. Ich mag den Look dieser Brennweite wirklich sehr und auch bei Offenblende sind die Bilder gestochen scharf.
Wenn ich nur ein Objektiv nutzen dürfte, wäre es definitiv dieses!
Ich muss allerdings auch sagen, dass ich das Objektiv seit mittlerweile über 7 Jahren als Hauptlinse verwende und manchmal wird es mir ein wenig „langweilig“. Auch deshalb habe ich das 28 mm meinem Fuhrpark hinzugefügt, um mehr Variation in den weitwinkligen Reportagebildern zu haben.
Canon EF 50 mm 1.2 L USM
Tja… Lichtstärke 1.2! Die hat mich damals wirklich gecatcht und war der Grund, wieso ich vom Canon EF 50 mm 1.4 USM auf dieses Objektiv aufgerüstet habe. Ehrlicherweise ist das Objektiv aber bei Offenblende fast gar nicht zu gebrauchen. Die Bilder sind wirklich sehr unscharf. Ich wusste früher nicht, was chromatische Aberrationen sind. Seit ich dieses Objektiv besitze, weiß ich es.
Trotzdem ist die 50 mm Brennweite eine schöne Brennweite und eignet sich für unbemerkte Gästeporträts aus ein wenig Abstand.
Der einzige Grund, wieso ich dieses Objektiv nicht gegen das 50 mm Sigma Art getauscht habe, ist die Spritzwasserdichtung. Für regnerische Tage ist das unverzichtbar.
TTArtisan 50 mm 1.4 Tilt
Das Spezialobjektiv in meinem Repertoire. Das Objektiv eignet sich eigentlich nur, wenn ich weiß, dass Lily die Rolle der Hauptfotografin übernimmt. Den Unschärfe-Effekt durch das Tilten mag ich! Aber es dauert häufig ein wenig länger, auch weil das Objektiv manuell fokussiert. Die Bilder bringen ein wenig Abwechslung in die Reportage, aber man sollte den Effekt auch nicht zu häufig einsetzen, da er sich schnell abnutzt.
Canon EF 85 mm 1.8 USM
Diese Brennweite mag ich am wenigsten. Ich bin wohl kein Tele-Fotograf. Für das Fotografieren mit zwei Kameras ist es aber definitiv sinnvoll, ein eher weitwinkliges und ein eher telelastigeres Objektiv zu nutzen. Und durch die Kompression des Teleobjektives lassen sich auch auf Entfernung einzelne Personen wunderbar separieren.
WELCHE BLENDE IN DER KIRCHE?
Du musst für dich entscheiden, welche Blende in der Kirche du wählen möchtest und ob die individuelle Situation von dir erfordert, deine Einstellungen anzupassen. Wenn du aber zum Beispiel mit meinem absoluten Lieblingsobjektiv, dem Sigma 35 mm 1.4 Art, fotografierst, dann ist eine Blende von 2.8 ein guter Ausgangspunkt.
WEITERE TIPPS FÜR HOCHZEITSFOTOGRAFEN
In diesem Blogbeitrag erkläre ich dir, wie man als Hochzeitsfotograf an Aufträge kommt!
